Am 3. Juni 1887 in Holtenau legte Kaiser Wilhelm I. den Grundstein für den Nord-Ostsee-Kanal. Damit konnte das mit 156 Millionen Goldmark veranschlagte Bauvorhaben beginnen. Kanalämter wurden in Holtenau, Kiel, Rendsburg, Burg und Hochdonn eingerichtet. In den folgenden acht Jahren waren bis zu 10.000 Arbeiter in Lohn und Brot und neben anderem Gerät 42 Fluss- und 27 Trockenbagger, 75 Schleppdampfer, 97 Lokomotiven und 50 Dampfmaschinen im Einsatz.
Rund 80.000.000 Kubikmeter Boden mussten ausgehoben und bewegt werden, um den 98,6 Kilometer langen, 8,5 Meter tiefen und an der Wasserlinie 60 Meter, an der Sohle 26 Meter breiten Kanal fertig zu stellen. Obwohl der Aushub der Rinne auf mittlerer Höhe des Wasserspiegels einen reinen Durchstichkanal bedeutete, musste dieser zur Ostsee hin in Holtenau, zur Nordsee hin in Brunsbüttel durch Schleusenanlagen geschützt werden. Beide Schleusen erhielten eine Länge von 216 Metern und eine lichte Weite von 25 Metern, das bedeutete eine nutzbare Länge zwischen den Toren von 150 Metern und eine Tiefe von 9,97 Meter.
Nach Fertigstellung der beiden Schleusen nahm Kaiser Wilhelm II., der schon als Prinz Wilhelm bei der Grundsteinlegung durch seinen Großvater zugegen gewesen war, am 21. Juni 1895 in Anwesenheit einer internationalen Flotte die Schlusssteinlegung in Holtenau vor. Bereits am Tag zuvor hatte der Monarch mit seinem Schiff “SMS Hohenzollern” und einem Gefolge von 22 nationalen und internationalen Paradeschiffen den Kanal von Brunsbüttel aus passiert. Damit war der “Kaiser-Wilhelm-Kanal”, der 1948 in Nord-Ostsee-Kanal umbenannt wurde, und im internationalen Sprachgebrauch “Kiel-Canal” heißt, eröffnet.
Bereits in den Jahren 1907 bis 1914 machten das zunehmende Verkehrsaufkommen und die neugebauten Großkampfschiffe die erste Erweiterung des Kanals auf eine Breite von 102,5 und eine Tiefe von 11 Metern erforderlich. Mitgerechnet die damit einhergehende Vergrößerung der Schleusenkammern, verschlangen die Erweiterungsmaßnahmen 242 Millionen Goldmark. Um der mit stetig wachsenden Schiffsgrößen und steigenden Passagezahlen zunehmenden Erosion an der Unterwasserböschung entgegenzuarbeiten und damit den Verkehr schneller und sicherer zu machen, wurde im Jahr 1965 eine zweite Erweiterungsphase in Angriff genommen.
Durch den Kanalbau wurden zahlreiche wichtige Verkehrswege durchtrennt. Um diese wieder zusammenzuführen, war es erforderlich, zehn Brücken und einen Tunnel zu bauen, sowie vierzehn Fähren, darunter eine Schwebefähre, einzurichten.
Der Nord-Ostsee-Kanal ist die meist befahrene künstliche Wasserstraße der Welt und die Hauptverkehrsader Nordeuropas. 2011 passierten den Kanal 33.522 Schiffe - die dabei transportierte Gütermenge belief sich auf über 98 Millionen Tonnen. Weitere Informationen zum Nord-Ostsee-Kanal in Dithmarschen erfahren Sie in unseren Tourist-Infos vor Ort, zum Beispiel in Brunsbüttel oder Burg.