Ab Ende Mai nicht mehr zu übersehen - das Übersehene Knabenkraut im Speicherkoog.
Das Blütenmeer im Grase
Purpur leuchtet es aus dem hohen Gras hervor – das „Übersehene Knabenkraut“. Dabei ist es trotz seines Namens gar nicht zu übersehen!
Im Frühsommer in voller Pracht
Wer Ende Mai, Anfang Juni eine Radtour durch den Speicherkoog unternimmt, wird dieser heimischen Orchideenart immer wieder begegnen. Denn hier, wo früher das Watt war, wo vor langer Zeit Muscheln im Schlick sicher vor ihren Feinden versteckt waren, ist der Boden schön kalkhaltig. Und genau das liebt diese erst spät entdeckte Pflanze. Spät entdeckt bezieht sich nicht auf ihren Standort im Speicherkoog, sondern auf die wissenschaftliche Beschreibung für die botanische Systematik. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als die Namensvettern wie das „Gefleckte Knabenkraut“ schon lange schwarz auf weiß und mit akribischen Zeichnungen erfasst waren, trat das „Übersehene Knabenkraut“ auf den Plan.
Das Knabenkraut liebt feuchte Füße und viel Sonne, einen lockeren Boden. In seiner Größe passt es sich einer Umgebung an. Ist das Gras eher kurz, strengt das Knabenkraut sich auch nicht so sehr an, das Licht zu erreichen und wird nur etwa 20 cm hoch. Erst, wenn ihm die Sonnenstrahlen durch höhere Gräser streitig gemacht werden, reckt es sich bis zu 70 cm in die Höhe. Die kleinen, tiefrosa, fast violetten Blüten, sitzen dicht an dicht wie eine Traube am oberen Ende des kräftigen Stiels. Die schmalen, spitz zulaufenden Blätter reichen fast bis an den Blütenstand heran. So steht im saftig grünen Sommergras ein fröhliches Heer hochaufgeschossener stolzer Schönheiten und grüßt den aufmerksamen Radfahrer --- der seine Kamera hoffentlich dabei hat!
Bitte beachten Sie, dass alle heimischen Orchideen-Arten mitsamt aller ihrer Pflanzenteile unter strengstem Naturschutz stehen. Bedenken Sie, dass viele Pflanzenarten sehr trittempfindlich sind und bleiben Sie deshalb auf den Wegen. Auch, wenn das „Übersehene Knabenkraut“ im Speicherkoog große Bestände ausgebildet hat, ist die Art dennoch hoch gefährdet. Um darauf hinzuweisen, wurde es 2008 zur „Orchidee des Jahres“ gewählt.